Interview zu  »Dunkler Grund«


Sie leben in Köln und soeben ist bereits ihr 7. Nordsee-Krimi erschienen. Wie kommt es, dass ihre Krimis an der rauen Nordsee spielen?
Ich bin in Hamburg geboren und in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Als ich anfing, Krimis zu schreiben und mich gefragt habe, welche Landschaft und Menschen mir besonders nahe sind, war ich schnell an der Nordsee. Ich liebe meine alte Heimat und alle Geschichten, die im Norden spielen.

Würden Sie Ihre Bücher auch als Regional-Krimis bezeichnen?
Ich mag diese Eingrenzung nicht so gerne. Was heißt das eigentlich? Klar, ich liebe den Norden und das sollen auch gerne alle Freunde der Küste in meinen Büchern spüren. Aber die Themen, um die es in mit meinen Krimis geht, zum Beispiel die Gier nach Rache, die Folgen von Neid und Hass, aber auch die Bedeutung von Freundschaft und Liebe betreffen nicht nur die Nordseefans. Sondern alle Leser*innen, egal, wo sie wohnen und wo sie am liebsten Urlaub machen.

Was mögen Sie besonders an Ihrem Protagonisten und gibt es auch Dinge, die Sie an ihm gar nicht ausstehen können?
Krumme ist ein Menschenfreund, Psychologie und Empathie sind für ihn die wichtigsten Waffen im Kampf gegen das Böse. Besonders mag ich, dass er auch im fortgeschrittenen Alter einen kompletten Neuanfang wagt: Berlin zu verlassen, um bei der Kripo in Husum anzufangen.

Sehr außergewöhnlich ist, dass Ihre Krimis oft auch mystische Elemente enthalten. Woher kommt dieses Interesse?
Die Nordseeküste ist eine ganz besondere Landschaft, die über Jahrhunderte die Menschen geprägt hat. Das ständige Kommen und Vergehen zwischen Ebbe und Flut, der manchmal brutale Kampf mit der Natur, die Gewissheit, dass das Meer den Rhythmus des Lebens bestimmt und nicht der Mensch – kein Wunder, dass hier zahllose Mythen und Legenden entstanden sind. Für mein Gefühl gehören sie deshalb bei Geschichten über Nordfriesland unbedingt dazu.

In »Dunkler Grund« treffen Vergangenheit und Gegenwart auf eine besonders faszinierende Weise zusammen.
An der Nordsee passiert das immer wieder, das Watt ist voller Spuren vergangener Flut- und Schiffskatastrophen. So spielt zum Beispiel in »Dunkler Grund« die große Marcellusflut eine wichtige Rolle, die 1336 die komplette Nordseeküste auseinandergerissen hat. Auch das sagenhaft reiche Rungholt, das deutsche „Atlantis“, soll damals unter¬gegangen sein. Was ist an der Legende dran? Was ist davon bis heute geblieben? Ich bin studierter Historiker. Solche Fragen finde ich wahnsinnig spannend.

Sie schreiben nicht nur Krimis, sondern auch Drehbücher fürs Fernsehen. Wo ist der Unterschied beim Schreiben und was reizt Sie besonders an den unterschiedlichen Formaten?
Als Drehbuchautor arbeite ich immer in einem Team. Mit meiner Geschichte schaffe ich die Grundlage für Schauspieler, für die Regie, für Requisite oder Kamera usw. Gemeinsam geht es dann darum, die richtigen Bilder zu finden, um die Geschichte zum Leben zu erwecken. Bei einem Buch liegt die Verantwortung ganz alleine bei mir, bei meinen Worten und meiner Sprache. Eine große Herausforderung, die aber viel Spaß macht. Noch ein Vorteil des Bücherschreibens: Ich habe vor allem für TV-Serien geschrieben, musste mich an Vorgaben und bestehende Figuren halten und auch auf die Kosten achten. Bei meinen Büchern gibt es für mich keine Grenzen. Die Figuren sind ausschließlich meine »Kinder«. Und wenn ich mal Katastrophen, Schiffsuntergänge und wie im neuen Buch eine furchtbare Sturmflut beschreiben möchte, tue ich es einfach.

War es für Sie anders im Corona-Jahr einen Krimi zu schreiben als sonst?
Das Schreiben war das Gleiche. Ich saß alleine in meinem Büro und habe gearbeitet. Leider ohne Unterbrechungen durch Lesungen, die fast alle ausgefallen sind. Was mir im Nachhinein in Bezug auf die aktuelle Geschichte auffällt: Wie es sich für einen Krimi gehört, gibt es natürlich viel Spannung und Action. Aber der lange Showdown spielte zuerst in einem viel klaustrophobischeren Umfeld. Aber diese Kapitel gefielen mir in der beengten Lockdown-Welt überhaupt nicht. Deshalb habe diesen Teil hinaus aufs offene Meer mit seinen endlosen Horizonten verlegt – was ihn für mein Gefühl viel interessanter macht.

Würden Sie sagen, dass Sie gerade als Schriftsteller, aus der Pandemie-Situation etwas mitgenommen haben, und wenn ja was?
Wie alle bin auch ich einfach nur erschöpft von dem ständigen Pandemie-Chaos. Zum Glück konnte ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Aber ich vermisse das unbeschwerte Zusammensein mit meinen Freunden und den persönlichen Kontakt mit meinen Leser*innen sehr. In meine Geschichten wird am Ende (meistens) alles gut. Ich bin sicher: Auch im wirklichen Leben werden wir diese Krise bewältigen.


.